
Sichtbeton als architektonisches Gestaltungselement
von Nina HallerPer Definition ist Sichtbeton ein Bauteil, welches bei der Herstellung direkten Kontakt zur Schalungshaut hatte. Die Herstellung einer hochwertigen Sichtbetonfläche ist eine Kunst für sich und setzt ein optimales Zusammenwirken von Architektur, Tragwerksplanung und Baustofftechnologie voraus.
Heutzutage ist Sichtbeton ein wichtiges Gestaltungselement in der modernen Architektur, da sich Beton vielfältig verwenden, verarbeiten und gestalten lässt. Durch die Gestaltungsfähigkeit des Frischbetons sind mit Hilfe entsprechender Schalungssysteme beliebige Oberflächen, Formen und Qualitäten möglich. Sein Aussehen und seine Beschaffenheit lassen sich durch Zementart, Zuschlagstoffe, beigefügte Pigmente, nachträgliche Oberflächenbearbeitung und diverse Beschichtungen gestalten.
Orientierung gibt das im Jahr 2015 erschienene „Merkblatt Sichtbeton“, erstellt vom Deutschen Beton- und Bautechnik Verein (DBV) und dem Verein Deutscher Zementwerke (VDZ). Darin werden vier Sichtbetonklassen beschrieben. Diese gelten als aktueller Stand der Technik und können zur Vereinbarung zwischen dem Bauherrn und dem Architekten herangezogen werden:
SB 1: geringe Anforderungen: Kellerwände oder Bereiche mit vorwiegend gewerblicher Nutzung
SB 2: normale Anforderungen: Treppenhausräume, Stützwände
SB 3: besondere Anforderungen: Fassaden im Hochbau
SB 4: besonders hohe Anforderungen: repräsentative Bauteile im Hochbau
Sichtbeton und Treppen
Seit jeher haben Treppen in der Architektur eine bedeutende Rolle gespielt. Durch ihre Lage im Bauwerk und ihre Ausgestaltung stand besonders in der Renaissance- und Barockzeit ihr repräsentativer Charakter im Vordergrund.
Leonardo da Vinci entwarf beispielsweise für das Loire Schloss Chambord zwei ineinandergreifende Wendeltreppen in Form einer Doppelhelix als zentrale Erschließung des Schlosses. Durch ihre beiden Treppenläufe ist es möglich, dass zwei Passanten sich zwar sehen, aber nicht begegnen können.
Noch heute faszinieren uns Treppen durch ihre Einzigartigkeit und Genialität und werden im Hochbau als architektonisches Gestaltungselement eingesetzt. Speziell im modernen, minimalistischen Baustil werden Treppen deshalb gerne in Sichtbeton ausgeführt. Um dabei auch den funktionalen und technischen Ansprüchen gerecht zu werden, braucht es viel Know-How bei der Planung und auch bei der Ausführung.
Für Sichtbeton im Treppenraum kommen häufig Fertigteile zum Einsatz. Es bedarf besonderer Sorgfalt, um eine hochwertige Oberfläche zu erreichen und zu erhalten. Toleranzen, Schutz beim Transport und beim Versetzen sind beim Einbau der Treppe zu berücksichtigen.
Wie auch Sichtbetontreppen mit Trittschalldämmelementen sicher akustisch entkoppelt werden können, zeigen diese exemplarischen Details für verschiedene Einbausituationen:
Einbau von Sichtbeton-Treppen in Sichtbeton-Treppenhäuser
Diese Ausführungsvariante findet man in hochwertigen Gebäuden vorrangig aus Gestaltungsgründen, aber auch aus rein rationellen Gründen bei Treppenhäusern in Mehrfamilien- und Geschäftshäusern. Vermehrt werden Fluchttreppenhäuser aus wirtschaftlichen Gründen in Sichtbeton ausgeführt. Da eine qualitativ akzeptable Nachbearbeitung von Sichtbetonflächen aus optischen Gründen meistens weder möglich noch gewünscht ist, werden die Wandelemente der Tronsole® Typ Z im Zuge der Fertigung der Treppenhauswände bereits in die Wände eingebaut und vergossen. Auf einen maßhaltigen Einbau ist hierbei zu achten. Beim Einfahren der Podeste in die Tronsole® Typ Z entsteht im Wandelement ein Drehpunkt. Beim danach folgenden Absetzen der Treppe auf das Konsolauflager, kann ein Kollisionspunkt entstehen. Diesem Umstand kann durch eine schräge Ausbildung der Konsolauflager vorgebeugt werden. Durch die schräge Geometrie folgt die Kontur des Konsolauflagers dem Radius, der beim Absetzen entsteht, und eine Kollision wird verhindert. Tronsole® Typ F kann für die schräge Konsole verwendet werden, wenn das Clipscharnier nicht eingerastet wird.
Der Einbau von Sichtbetontreppen ist somit ohne Nacharbeit an den Oberflächen der Bauteile sowie nachträgliches Vergießen von Auflagertaschen möglich.
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